Lebensbegrenzend erkrankt – zwischen Stabilität und Überforderung

Wie der Alltag sich verändert, wo Belastung wächst und was frühzeitig entlasten kann.

Wenn Heilung nicht mehr möglich ist

Es gibt Erkrankungen, denen selbst die modernste Medizin nichts mehr entgegensetzen kann. Manche Patientinnen und Patienten können nicht geheilt werden, und die Krankheit begrenzt ihre Lebenserwartung.

Die Nachricht, dass eine kurative Therapie nicht mehr möglich ist, stellt für Betroffene und ihre Angehörigen einen tiefgreifenden Einschnitt in ihrem Leben dar. Eine Vielzahl von Gefühlen kann abwechselnd und manchmal auch nahezu gleichzeitig über die Menschen hereinbrechen. Ohnmacht, Wut, Angst, Trauer und die vage Hoffnung, dem Schicksal doch noch etwas entgegensetzen zu können, bestimmen häufig die ersten Tage und Wochen nach der Diagnosestellung.

Viele fühlen sich hilflos der Situation ausgeliefert. Die Erkrankten und die Angehörigen wissen nicht, was auf sie zukommt, welche Entscheidungen wichtig sind und ob ihnen Unterstützung zusteht. 

In dieser Phase benötigen die Menschen Halt und Orientierung. Der behandelnde Arzt erklärt, welche therapeutischen und medizinischen Maßnahmen sinnvoll sind, und informiert über das weitere Vorgehen. Doch medizinische Fakten allein reichen meist nicht aus, um Sicherheit zurückzugewinnen.

In unserem beruflichen Alltag erleben wir immer wieder, dass ein Großteil der emotionalen Stabilität dann entsteht, wenn die pflegerische und psychosoziale Begleitung frühzeitig beginnt und als verlässliche Stütze erlebt wird. 

Als Pflegedienst für die professionelle Palliativversorgung zu Hause sind wir darauf spezialisiert, nicht nur körperliche Beschwerden zu lindern, sondern auch emotional zu entlasten und im täglichen Leben zu unterstützen. Diese Form der Begleitung schafft Raum für Momente der Ruhe und gibt allen Betroffenen die Chance, sich Schritt für Schritt auf diese schwierige Lebensphase einzustellen.

Wie der Alltag zunächst weitergeht

Nach der ersten seelischen Erschütterung versuchen viele Erkrankte zunächst weitestgehend, ihr Leben so normal, wie möglich weiterzuführen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Wunsch nach Stabilität und Autonomie oft stark ausgeprägt. Den Anspruch, „stark zu sein“ und mit der Situation allein zurechtzukommen, haben meistens nicht nur die Patienten selbst, sondern auch ihr nahes Umfeld. 

Auch die Hoffnung spielt eine große Rolle: Hoffnung darauf, dass der Krankheitsverlauf berechenbar und der Alltag auch langfristig mit organisatorischem Geschick und familiärer Unterstützung zu bewältigen ist. Diese Einstellung ist nicht ungewöhnlich und zeigt, wie sehr Menschen – selbst in herausfordernden Zeiten – sich um Selbstbestimmung und ein Höchstmaß an Normalität in ihrem Leben bemühen.

Pflegefachkraft bereitet Essen zu

Wenn die Pflege zunehmend fordert

In den vielen Jahren, in denen wir Menschen mit lebensbegrenzenden Erkrankungen begleiten, haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Belastung bei den Angehörigen allmählich einschleicht. Anfänglich fallen die Veränderungen zunächst kaum auf, da sie sich langsam aufbauen. 

Zu den ersten Warnsignalen einer drohenden Erschöpfung zählen z. B. anhaltende Müdigkeit, Unsicherheiten bei alltäglichen Abläufen oder eine permanente, sowohl physische als auch psychische Anspannung. 

Was zunächst noch gut zu bewältigen erschien, entwickelt sich mit der Zeit zu einem Zustand, der körperlich und emotional Kraft kostet. Diese Hinweise sollten ernst genommen und frühzeitig professionelle Unterstützung bei der Pflege hinzugezogen werden. 

Welche Möglichkeiten der Kurzzeitentlastung für Angehörige es gibt, haben wir in einem separaten Beitrag zusammengefasst.

Wie die Belastung stärker wird

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung verändern sich die Anforderungen oft anders, als Betroffene und Angehörige es zunächst erwarten. Der Krankheitsverlauf ist nicht linear, sondern komplex, und er unterliegt Schwankungen. Die Symptome verändern sich und häufig kommen neue hinzu. Einschränkungen, die zu Beginn noch gut auszugleichen waren, summieren sich und führen zu erschwerten Bedingungen im Tagesablauf. Je mehr die Erkrankung an Intensität zunimmt, umso umfassender wird der Pflegebedarf. 

In Abhängigkeit von der Grunderkrankung kommen Schmerzen sowie körperliche oder auch kognitive Beeinträchtigungen hinzu. Der Verlust einzelner Fertigkeiten, sei es durch schwindende Kräfte, neurologische Veränderungen oder krankheitsbedingte Einschränkungen, erschwert den kranken Menschen zunehmend die Bewältigung ihres Alltags. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Beitrag zur Schmerztherapie in der Palliativpflege.

Sie benötigen Unterstützung bei der Körperpflege, beim Essen oder der Medikamenteneinnahme. Hinzu kommt ein umfangreicher Bedarf an medizinischer Versorgung, damit Schmerzen und Beschwerden gelindert und die Lebensqualität bestmöglich erhalten werden. Regelmäßige Arztbesuche und organisatorische Entscheidungen verlangen von den Pflegenden zusätzlich Aufmerksamkeit und Planung. 

Auch emotional steigt die Anspannung. 

Viele Angehörige übernehmen sehr viel Verantwortung, stoßen jedoch irgendwann an Grenzen, die sie lange nicht wahrhaben wollen. Schlafmangel, das Gefühl, ständig präsent sein zu müssen, und die Angst, etwas falsch zu machen, zehren an den eigenen Kräften. Hinzu kommt, dass wenig Zeit für die Selbstfürsorge bleibt und eigene Bedürfnisse, soziale Kontakte oder Momente des Abschaltens in den Hintergrund treten. Zusätzlich sind die Sorge um den geliebten Menschen und die Angst vor dem bevorstehenden Verlust dauerhaft präsent.

Spätestens in dieser Phase wird deutlich, dass professionelle Begleitung nicht nur entlastet, sondern notwendig ist. Aus unserer pflegerischen Praxis wissen wir, dass viele Betroffene sich erst an uns wenden, wenn ihre eigenen Kräfte schon weitgehend erschöpft sind. Dieser Schritt fällt verständlicherweise schwer, denn er bedeutet, sich einzugestehen, dass man die Situation nicht mehr allein tragen kann. Gleichzeitig bringt er die schmerzhafte Erkenntnis mit sich, dass die Erkrankung weiter voranschreitet.

Aromatherapie in der Schmerzbehandlung

Der Wunsch nach häuslicher Pflege

Im Verlauf der Erkrankung entsteht bei vielen Menschen der Wunsch, die letzte Lebensphase in der vertrauten Umgebung zu verbringen. Das eigene Zuhause bietet Sicherheit, Geborgenheit und die Nähe zur Familie oder Freunden.

Unsere praktische Arbeit zeigt immer wieder, dass Angehörige enorm viel leisten können. Professionelle Unterstützung kann nicht ersetzen, was sie an Nähe, emotionaler Verbundenheit und persönlicher Fürsorge einbringen. Unsere Hilfe besteht darin, die Familien zu entlasten und die Erkrankten mit fachlicher Kompetenz optimal zu versorgen.

Im Mittelpunkt unseres Handelns steht dabei immer der Mensch mit seinen körperlichen, seelischen und spirituellen Bedürfnissen.

Bei der Begleitung von Palliativpatienten erleben wir immer wieder, dass im Verlauf regelmäßig eine Phase erreicht wird, in der die bisherige Organisation nicht mehr ausreicht. Sei es, weil Symptome komplexer werden, der tägliche Aufwand steigt oder weil Erkrankte die Erschöpfung spüren und die ihnen nahestehenden Menschen nicht weiter belasten möchten.

Palliativpflege in der eigenen Häuslichkeit

Warum frühzeitige Palliativbegleitung entlastet

Damit es gar nicht erst zu einer Überforderung kommt, empfehlen wir, frühzeitig einen ambulanten Palliativpflegedienst einzubeziehen. Ein stabiles Netzwerk aus Angehörigen und einem spezialisierten Pflegedienst macht es möglich, den Patienten würdevoll bis zum Lebensende in der eigenen Häuslichkeit zu begleiten.

Unser fachkundiger Blick von außen hilft, Veränderungen rechtzeitig zu erkennen, Entscheidungen einzuordnen und den Alltag so zu strukturieren, dass alle Beteiligten ihn tragen können. Wir arbeiten eng mit Ärzten und Therapeuten zusammen, und wenn der Unterstützungsbedarf zunimmt, können wir schnell und lösungsorientiert reagieren. 

Sollte eine zeitlich aufwendigere und umfangreiche Begleitung notwendig werden, sorgen wir dafür, dass die Symptome rund um die Uhr behandelt werden. Im Notfall sind wir jederzeit erreichbar – tagsüber, nachts, am Wochenende und an Feiertagen. 

Während wir die pflegerische und medizinische Versorgung sicherstellen, übernehmen ambulante Hospizdienste, auf Wunsch die psychosoziale und seelsorgerische Begleitung. Wir stimmen bei Bedarf immer die nächsten Schritte mit den Angehörigen und den Patienten ab. Dazu gehört auch, frühzeitig den Kontakt zu einem stationären Hospiz zu vermitteln, wenn der Wunsch besteht, die letzte Lebensphase dort zu verbringen.

Wir sichern eine stabile Versorgung und unterstützen die Patienten und Angehörigen in jeder Phase – durch spezialisierte palliative Pflege und qualifiziertes Palliative Care-Fachwissen. Dieser Anspruch prägt unsere Arbeit: Wir leben für ihr Leben.

Pflegefachkraft lächelt Patienten an

Wenn Sie Fragen haben oder Unterstützung benötigen, melden Sie sich gern bei uns.

Schreibe einen Kommentar

Rückruf anfordern

Bitte tragen Sie hier Ihre Rückrufinformationen ein, wir melden uns innerhalb von 24 Stunden bei Ihnen.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner